Ortschronik



Geschichtliches zu Petersdorf

Wann Petersdorf genau gegründet wurde lässt sich leider nicht mehr genau ermitteln. Anzunehmen ist, dass in den Anfängen um 1200 hier schon slawische Siedler lebten, bevor germanische Bauern den Ort zwischen 1300 und 1500 gründeten. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde hier gewerblich Wein angebaut, und die Leute lebten von Ackerbau und Viehzucht. Erst der Abbau von Braunkohle in den Rauener Bergen und die aufkommende Industrialisierung im nahe gelegenen Fürstenwalde bewirkten, dass sich hier Kaufleute und verschiedene Gewerbetreibende niederließen.


1876 wurde in Petersdorf eine Schule gebaut und endlich konnten die Kinder im eigenen Ort unterrichtet werden, wofür sie bis dahin den weiten Weg bis nach Rauen zurücklegen mussten. Den selben Weg mussten auch die Leute zurücklegen, die in die Kirche wollten, denn in Petersdorf hat es vermutlich nie eine Kirche gegeben. Durch seinen idyllisch gelegenen See und die damals 5 Gaststätten, wurde Petersdorf zu einem beliebten Ausflugsziel für die Städter.

Als 1911 die Bahnverbindung Bad Saarow -Fürstenwalde gebaut wurde zogen immer mehr Berufstätige nach Petersdorf. Etwa zur selben Zeit wurde eine weitere Strasse am See entlang gebaut. Damit verlor Petersdorf seinen typischen Straßendorf-Charakter. 1931 erwarb ein Berliner Kaufmann den See und errichtete eine Badeanstalt die sich größter Beliebtheit erfreute.

Anfang 2003 wurde Petersdorf eingemeindet und nennt sich seitdem Bad Saarow / OT. Petersdorf. Dies ist nur ein kleiner Einblick in die Geschichte. Es gibt jedoch noch viele interessante Dinge über Petersdorf zu erfahren. Neugierig ? Dann forscht doch selbst einmal nach!

Demokratische Bodenreform im Lande Brandenburg
Petersdorf bei Saarow Kreis Fürstenwalde
von R. Schulz (Auszug):

Petersdorf liegt in der sogenannten Petersdorfer Pforte, einer Art Paß, betrachtet man die westlichen (direkten) Rauener Berge (141 m über NN/Amsterdam), den östlich daran anschließenden „Soldatenberg‘‘ (111m) und die „Dubrowberge‘‘ (150m; vom slawischen dub= Eiche; Kiefernwald erst ab Mitte 18.Jhd.); letztere bilden den Anschluß zur sich nach Süden ziehenden fruchtbaren Beeskower Platte. Die um Petersdorf genannten Berge sind eine Endmoräne am südlichen Rande des Spreetales. Die Rauener Berge weisen u.a. die beiden bekannten Rauener Steine auf, zwei große rote Granitblöcke, die die Eiszeit aus Mittelschweden hierher gebracht hat. Durch Untersuchungen konnte ihr Standort in Schweden bis auf etwa 30 Km Umfang lokalisiert werden. Als der Gletscher abschmolz, tat er das besonders nach Süden und spülte u. a. den relativ und absolut tiefen Scharmützelsee aus und formte den Abfluß zur Dame. Es entstand dabei auch die erwähnte sogenannte Petersdorfer Pforte, deren sichtbarer Überrest am besten im Petersdorfer See zum Ausdruck kommt. Sowohl Scharmützelsee als auch Petersdorfer See hatten nie eine Verbindung zur Spree obgleich das für den Fremden zuerst so aussehen mag (und werden diese Verbindung auch nie erhalten); wohl war aber vor 1914 u. a. (!) auch ein Projekt überprüft, ab Nordrand des Neuendorfer Sees das Spreehochwasser in einem Durchstich nach Norden über Scharmützelsee und Petersdorfer See in die Nähe Fürstenwaldes zu bringen. Dieses Projekt kam aber nicht in die engere Wahl und leuchtet sofort ein, betrachtet man die Höhe, die überwinden zu müssen notwendig gewesen wäre. Völlig anders sieht alles aus, betrachtet man die Lage vom Standpunkt der Verkehrswege. Die Petersdorfer Pforte war zu allen Zeiten von großer Bedeutung für den Weg zum Spreeübergang bei Ketschendorf / Fürstenwalde, der schon zu vorgeschichtlicher Zeit bestanden hat im Zuge der großen und vielen Süd – Nord – Verbindungen. Es waren auch wieder Kelten, Germanen oder danach ab um bzw. nach 600 u. Z. Slawen die als erste unsere Gegend, speziell Petersdorf besiedelten, daß auch wegen des geschützt liegenden und fischreichen Sees und die vielen wildreichen Wälder (dazu Quellen, Waldfrüchte, Lehm usw.) gute Ansiedlungsmöglichkeit bot.
 
Bei Ausgrabungen im vorigen Jahrhundert (man denke auch an den Bergbau ab um 1840) fand man zum Beispiel außer dem bekannten slawischen Rundwall (er ist winkelförmig) mit tieferliegendem Boden als die Umgebung noch Dinge aus der jüngeren Steinzeit, u.a. einen Steinhammer mit kegelförmiger (konischer) Bohrung. Vor dem Rundwall gibt es auch einige Hügel, in denen man Funde vermutete; eine Stichprobe ergab aber keinen Fund, während innerhalb des Rundwalles u.v.a. auch Herd und Feuerstellen nachzuweisen waren.
Petersdorf war für die Verteidigung und den Handel am Spreeübergang (damals der einzige in der sonst moorigen Spreeniederung) wichtig, was sowohl Slawen als auch Deutsche nach der mittelalterlichen Ostaggression erkannten. Dabei ist zu beachten, daß unser Gebiet ja am Brenn – oder Schnittpunkt von drei bis vier großen Stoßrichtungen lag: vom Westen und Nordwesten die Askanier Brandenburgs (erreichten Barnim bis zur Spree um 1230), vom Osten im Gegenstoß die Polen (Lebus zur gleichen Zeit und Gründung Fürstenwaldes um 1235), vom Süden die Meißener Wettiner (spätestens 1209 Storkow, danach sofort Beeskow) und vom Norden in einzelnen Stößen die Pommern. – Und viele davon zielten direkt auf den zwischen Fürstenwalde und Ketschendorf/ Petersdorf gelegenen Spreeübergang hin. - Hinzu kam noch, daß die mittelalterliche Handelsstraße (und vorher wohl auch Wege aller Art) von Storkow aus nicht über Rauen (zumindest im Anfang!) liefen, weil der Rauener Berg auch dort damals störte, wo heute die Chaussee läuft, sondern die Straße zweigte in Reichenwalde zum Scharmützelsee ab, lief am Westufer desselben über Saarow nach Petersdorf, jede fahrbare Senke ausnutzend und erreichte Petersdorf, um dann nach Ketschendorf zu gehen. Auch hier nicht die Trasse der heutigen Chaussee (zumindest nicht immer), sondern die etwas westlich heutige „Alte Petersdorfer Landstraße‘‘, die geradlinig nach Ketschendorfs alten Kern zielt.
 
Da nun sowohl vor als auch noch nach 1200 die Grenzlage umstritten war an der Spree, es immer wieder zu Plänkeleien kam, die Wettiner noch lange über die Spree schielten, war also für Meißen das geschützt liegende Prtersdorf von großer Bedeutung. Es ist also kein Wunder, wenn Petersdorf nie einen Ritter erhalten hat, die Meißener Vasallen, ab um 1200 die v. Strehle, dann bis 1518 die v. Bieberstein, in Petersdorf den alten Lehn-und Gerichtsschulzen mit vollen Rechten ließen, -lassen mußten. Anderseits, da er aber Bürgerlicher war und blieb (so fingen alle Ritter, dann Junker einmal an !), ihm anderseits durch noch zu schildernde Dinge an der Leine kurz hielten und ihn erinnerten, wer sein Herr war.- Wie gesagt, trotz größter Verschuldung ließen die Bibersteins, die fast alles verkauften, Petersdorf nicht frei (was Meißen, dann Böhmen nie zugelassen hätten).
 
Es ist also kein Wunder (nur Zufall?), wenn die Deutschen, als sie in den sorbischen Ort kamen, diesen nach Petrus benannten, den Wächter des Himmels, der gegen Feinde verschloß – oder das Tor öffnete zu Angriffen nach Norden !? – Schon der Beeskower Kreischronist Petersen(1922) gibt zu, daß Petersdorf ein mittelalterliches deutsches Dorf „auf einer slawischen Wurzel‘‘ ist. Das ist vornehm und elegant ausgedrückt, weil man verbergen wollte, daß es der typische Fall war, daß sich auch in diesen slawischen Ort (Petersdorf) die deutschen Eroberer setzten und sofort einen bewährten Kriegsmann hineinsetzten, dem man viele Schulzenrechte gab, denn Geldwirtschaft hatte man nicht, der Schulze und die Soldaten mußten leben. Und dafür zu sorgen, war Aufgabe der sofort versklavten Sorben (vorgefundene – soweit nicht tot geschlagen-und auch aus dem Westen mitgebrachte). Den guten Boden der sorbischen Bauern erhielt der Schulze. (Daß Petersdorf ein Ort mit nur Sorben- außer dem Schulzen, dem alten !, war, beweist bzw. führt auch Metsk an auf Seite 221 in seinem „Der Kurmärkisch-Wendische-Distrikt‘‘, VEB Domowina-Verlag- Bautzen, 1965. – Wie Mucka/Muka in seinem Wörterbuch von 1928 nachweist, heißt die von den Sorben übernommene sorbische Form des aufgepfropften deutschen Namens Petersdorf Petsojce (von Petsk = Peter, Petrus), die Petersdorfer selbst nannte man Petsojcki.